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Originaltitel: Het Verborgen Front - Geschiedenis van de georganiseerde illegaliteit in de provincie Limburg tijdens de Tweede Wereldoorlog
1994, von CAMMAERT, Alfred Paul Marie
Das komplette (niederländische) Buch auf der Website der Universtät von Groningen
Die Geschichte des organisierten Widerstands in der Provinz Limburg lässt sich nicht zufriedenstellend erklären, wenn man ausschließlich die relevanten Ereignisse und die Entwicklungen in den Jahren der deutschen Besatzung verfolgt. Schon in den dreißiger Jahren wurden die Grundlagen gelegt, die als teilweise Erklärung für eine Widerstandshaltung nach den Ereignissen von Mai 1940 dienen können. Darin spielte die katholische Kirche eine wichtige Rolle, denn es war diese Kirchengemeinschaft, die dort am stärksten die Herausforderung, den Erfolg und die Drohung der rechtsradikalen Strömungen als eine nicht zu unterschätzende Angelegenheit sah und die sich als erste zur Wehr stellte, indem sie einen heftigen gesellschaftlichen Gegenangriff startete. Das erscheint vielleicht merkwürdig. Hing im überwiegend katholischen Limburg der Erfolg der „Nationaal Socialistische Beweging“ (N.S.B.), wie manchmal suggeriert worden ist, zusammen mit der in katholischen Kreisen lebenden Sympathie für den Korporativismus, der mit dem Faschismus verbunden war? Die Antwort ist negativ. Obgleich die rechtsradikalen Strömungen die von der katholischen Kirche befürwortete korporatieve Strategie der Konfliktvermeidung in einer autoritären Form übernahmen und damit die ursprüngliche Philosophie kompromittierten, schöpften sie Vorteile aus der Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen. Die sicherlich anfänglich als gemäßigt betrachtete N.S.B. hatte damit den größeren Erfolg. Wer seine Stimme der N.S.B. gab, tat das im Allgemeinen nicht auf Grund einer politischen Überzeugung, sonder eher aus Unzufriedenheit, Furcht und Protest gegen die Koalitionsparteien, die bis dahin nicht in der Lage schienen, eine befriedigende Antwort auf die um sich greifende Krise zu geben. Der Korporativismus spielte dabei eine zu vernachlässigende Rolle. Um dem immer beliebter werdenden Rechtsradikalismus den Wind aus den Segeln zu nehmen und die Wähler zu befrieden war es an erster Stelle wichtig, die übelsten Folgen der Wirtschaftskrise zu bekämpfen, eine Aufgabe die hauptsächlich auf den Schultern der Regierung und der Wirtschaft lag. Die katholische Kirche betonte aber mit Unterstützung vieler katholischer gesellschaftlicher Organisationen die Bekämpfung des Rechtsradikalismus, insbesondere der N.S.B., die 1935 einen auffallenden Wahlsieg davon trug. Unter de Führung von Bischof J.H.G. Lemmens von Roermond und von sozial engagierten Geistlichen wie H.A. Poels und J. Jacobs, wurde in der Mitte der dreißiger Jahre ein prinzipieller Gegenangriff gestartet, der im Süden der Provinz, wo die N.S.B. (National Sozialistische Bewegung) die meisten Anhänger hatte, bei dem hart auf hart gekämpft wurde. Ethische, moralische und auf den Glauben fundierte Prinzipien wurden gegen die Ziele und Praktiken des Nationalsozialismus in Stellung gebracht. Indem sie ihren Einfluss und Autorität auf allen Ebenen der Gesellschaft anwendete, gelang es der katholischen Kirche, die NSB zu stigmatisieren und in die Defensive zu drängen. Anhänger der Partei hatten allen Grund, um ihre Arbeitsplätze fürchten, einige wurden sogar mit einem sozialen Boykott konfrontiert. Die katholische Gegenoffensive verschärfte und verdeutlichte den durch den Aufstieg des Rechtsradikalismus verstärkten sozialen Polarisierungsprozess. Ein „böser“ Sektor der Gesellschaft wurde erkennbar. Der in den Kriegsjahren so dominante gut-böse Gegensatz würde daraus einen Teil seiner Vitalität bekommen. Obgleich anti-nationalsozialistische Gefühle in Limburg unleugbar weit verbreitet waren, kam von der Kirche geförderte Militanz nicht sofort nach der deutschen Invasion zum Tragen. Katholisch inspirierte Widerstandsstrukturen ließen noch eine Weile auf sich warten. Das hing mit der Politik der Besetzer zusammen, die darauf zielte, die Bevölkerung mit sanfter Hand für den Nationalsozialismus zu gewinnen. Die Kirche und ihre gesellschaftlichen Organisationen arbeiteten normal weiter und die Effekte des Krieges und der Besatzung blieben begrenzt. Dennoch entstanden im Verlauf von 1940 und 1941 im Süden der Provinz drei militär-zivile Untergrundformationen. Sie basierten auf einem geteilten Gefühl des Unbehagens über die Niederlage vom Mai 1940. Dutzende ihrer Mitglieder konnten oder wollten sich nicht mit den neuen Umständen abfinden. Sie hielten es für ihre Aufgabe, die Bevölkerung wach zu rütteln, indem sie Untergrundzietungen oder Flugschriften herausgaben oder verteilten oder indem sie den Feind wo nur möglich behinderten. Letzteres koppelten die drei Gruppen an sehr ambitionierte Ziele und eine ganze Skala an Aktivitäten wie das Sammeln und Weiterleiten von Informationen, das Sammeln von Waffen, das Planen von Sabotage und das Erteilen von Hilfe an Englandfahrern und Flüchtlinge. Durch eine verhängnisvolle Kombination aus ungebremster Tatkraft und Mangel an Erfahrung, bekamen der Sicherheitsdienst (deutsche Sicherheitspolizei) und die Abwehr (deutsche Spionageabwehr) die drei Widerstandskerne bald zu fassen. Durch Infiltration und Verrat wurde einer nach dem anderen zwischen Ende 1941 und Herbst 1942 hoch genommen. Obwohl ihr konkreter Beitrag zum Widerstand gegen die Besatzer wenig zu bedeuten hatte, war die Bedeutung dieser frühen Widerstandsformationen für die weitere Entwicklung der Untergrundbewegung groß. Denn sie waren die Ersten und somit Vorbilder. Nachfolgende Widerstandsorganisationen zogen ihre Lehre daraus. Außerdem brachten sie viele wertvolle Verbindungen innerhalb der Provinz und darüber hinaus hervor, die ihre Nachfolger weiter aufbauen konnten.
Die erste Untergrundtätigkeit, die zu einem wichtigen Grad den Stempel der katholischen Kirche oder vielmehr des katholischen Klerus trägt, betraf die Hilfe an Französisch sprechende Kriegsgefangene, die aus Deutschland entflohen waren. Im Gegensatz zu ihren flämischen Kameraden, nach der belgischen Kapitulation bald nach Hause zurückzukehren könnten, hatte Hitler befohlen, dass alle wallonischen Soldaten in Deutschland interniert zu bleiben hatten. Das Gleiche galt für die französischen Soldaten. Sie wurden in speziellen Lagern oder bewachten Gebäuden untergebracht. Tagsüber erledigten sie allerlei anfallende Arbeiten, viele wurden in der Landwirtschaft beschäftigt. Einige nutzten die relative Freiheit zu entkommen. Gegen Ende 1940 erschienen die Ersten dieser Flüchtlinge an Grenze zwischen Limburg und Deutschland. Dass sie genau in diesem Gebiet auftauchten, kam durch die geografische Lage der Kriegsgefangenenlager. So manchem Kriegsgefangene wurde klar, dass der kürzeste und sicherste Weg durch besetztes Gebiet lief, d.h. durch Limburg. Dort war die Chance auf Hilfe aus der Bevölkerung größer als in Deutschland. Sie klopften an einem beliebigen Bauernhof an oder sie orientierten sich an eine Kirche in der Annahme, dass der lokale Priester Französisch sprach und einen Glaubensgenossen nicht seinem Schicksal überlassen würde. Das Phänomen trat in ganz Nord- und insbesondere Mittel-Limburg auf. Im Allgemeinen gab es eine beträchtliche Bereitwilligkeit, den zerlumpten und hungrigen Soldaten zu helfen, aber drückender war die Frage, wie man diese Hilfe organisieren sollte. Es musste viel improvisiert werden. Im Verlauf von 1941 und 1942 wurde jedoch ein umfangreiches Kommunikationsnetzwerk erfolgreich aufgebaut. Eigentlich bestand dieses System aus zahlreichen kleinen, informellen Netzwerken. Der organisationsgrad war nicht hoch. Die Hauptarterien liefen entlang dem Westufer der Maas in Nord- und Mittel-Limburg: die Verbindungen zwischen den größeren Sammelzentren wie Grubbenvorst, Baarlo und Horn. Zwischen Stramproy und Roosteren, an der belgischen Grenze , befanden sich de festen Orte, wo man über die Grenze ging.
Obwohl dieses System anfällig war, waren Infiltration und Verrat selten. Die Bevölkerung war stumm oder half indirekt mit. Es war eine Form des Widerstandes, für die aufgrund des humanitären Aspektes und des vergleichsweise geringen Risikos für die lokale Bevölkerung, Verständnis oder Wertschätzung gegeben war. Abgesehen vom Achterhoek und Twente (westlich vom Münsterland und Osnabrück) hatten die Einwohner anderer Teile des Landes kaum oder überhaupt nicht mit diesen Französisch sprechenden Flüchtlingen zu tun, so dass die Hilfeleistung eine fast ausschließlich limburgische Angelegenheit blieb. Die aus den Provinzen Gelderland und Overijssel kommenden Wallonen und Franzosen zogen zunächst durch Noord-Brabant nach Belgien und Frankreich, aber im Laufe des Jahres 1942 entstanden neue Verbindungslinien. Seitdem durch zogen die meisten durch Limburg in den Süden.
Diese Hilfe erreichte einen Höhepunkt in 1943 und sie dauerte bis in den Sommer von 1944 an. Hunderte von Leuten wurden direkt involviert. Sie wussten, dass sie eine breite gesellschaftliche Unterstützung genossen. Insgesamt halfen sie ungefähr zwei tausend auf Kriegsgefangenen. Abgesehen von diesen Verdiensten, hatte Hilfe zwei wichtige Nebeneffekte. Unter zufälligen Umstände wurde frühzeitig eine Widerstandspotenzial mobilisiert aus dem spontan und improvisiert zahlreiche Verbindungsnetzwerke entstanden. Zudem machten die Helfer die dringend benötigte Erfahrung in der illegalen Arbeit, deren Früchte nicht nur sie, sondern auch diejenigen, die sich später dem Widerstand anschlossen, ernten würden.
Während die Zahl der Französisch sprechenden Kriegsgefangenen noch stieg, baten neue Gruppen Flüchtlinge, wie Juden, Englandfahrer und Besatzungsmitglieder von abgeschossenen Bombern die verschiedenen Netzwerke um Hilfe. Für die meisten von ihnen konnte die Hilfe nicht darauf begrenzt werden, dass sie über die belgische Grenze gebracht wurden. Die bestehenden Fluchtrouten endeten so gut wie alle auf belgischem Territorium. Die Fluchtrouten mussten bis zur Schweiz und zu Spanien beträchtlich verlängert werden, oder es war notwendig, neue Wege zu gründen. Dieses gelang auf eigene Initiative, aber besonders mit der Hilfe der belgischen Kontaktpersonen und Flüchtlingsorganisationen. Die Hilfe für diese Flüchtlinge war übrigens keine exklusive limburgische Angelegenheit mehr. Es ging ja um Kategorien aus allen Teilen des Landes. Viele Organisationen, Gruppen und Einzelpersonen wandten sich für die Weiterleitung der Flüchtlinge an ihre bestehende Verbindungsnetzwerke oder versuchten, mit der Unterstützung von noch nicht an der Hilfe beteiligten Limburgern separate Fluchtrouten aufzubauen.
Weil der Flüchtlingsnachschub je nach Kategorie schwankte und es unmöglich war, für jede Art von Flüchtlingen eigene Liniensysteme aufzubauen, lief die Hilfe einige Zeit durcheinander. Es machte die langen, für Infiltration und Verrat empfindlichen Strecken noch anfälliger. Erst im Laufe des Jahres 1943 wurde eine Tendenz zur Trennung und Spezialisierung sichtbar, wegen einer gewissen Professionalisierung und dem Entstehen nationaler Organisationen mit umfangreichen Netzwerken wie die LO, die es ermöglichten, die Hilfe besser zu koordinieren und zu diversifizieren.
Dieser Prozess bekam extra Schwung durch den Verlust von älteren Netzwerken die, als Folge von Infiltration durch das wie ein Virus um sich greifende Englandspiel, flügellahm geworden waren. Professionalisierung und Diversifizierung waren um so mehr notwendig, weil der Besatzer darauf aus war, die internationalen Fluchtrouten, die auch oft für die das Weiterleiten von Informationen verwendet wurden, durch zu schneiden oder zu kontrollieren. Wenn ein Pilot oder einer verbündeten England Eye geschafft, unbesetzte Gebiet zu erreichen, er in der Tat ein Geheimagent entwickelt. Organisierte illegale Nutzung seiner Dienste könnten durch ihn fließen Informationen, nach England zu geben. Obwohl dies selten aufgetreten ist, ist es klar, dass diejenigen, die Flucht solchen internationalen gereist, um sowohl den Alliierten und den Deutschen eine wertvolle Informanten, wenn auch nur wegen seiner Kenntnisse über die Netzwerkverbindung, sowie etwaige Bedingungen in den besetzten Gebieten werden könnten.
Es steht nicht fest, wieviel Juden und Englandfahrer über Limburg und die belgischen Fluchtwege unbesetztes Gebiet erreichten. Von den alliierten Piloten wissen wir, dass mindestens 345 versuchten, über Limburg nach Spanien und England zu fliehen. Die meisten von ihnen überquerten die belgische Grenze bei Maastricht, wo zwei in dieser Hilfe spezialisierte Organisationen aktiv waren, oder im Gebiet zwischen Stramproy und Roosteren, wo häufig von den Netwerke für Französisch sprechende Kriegsgefangenen Gebrauch gemacht wurde. Nur 125 bis 150 Piloten schafften es, den langen Weg über Land zurück zu legen. Fast alle anderen fielen in deutsche Hände. Erst Ende 1943, als die verhängnisvollen Konsequenzen und das Ziel des „Englandspiels“ nach und nach klar wurden, begann es glatter zu laufen. Eine zunehmende Anzahl von zuverlässigen Funkverbundungen mit England wurden hergestellt und Piloten mussten ausführliche Fragebögen beantworten, bevor sie Hilfe bekamen. Auch war es durch die alliierte Invasion in der Normandie im Juni 1944 nicht mehr notwendig, Piloten auf den langen Weg über Gibraltar oder die Schweiz nach Hause zu schicken. Seitdem warteten sie auf die Befreiung bei Zivilpersonen oder, wie im Norden von Frankreich und den Ardennen, in speziellen Lagern.
Von einigen Ausnahmen abgesehen spielten in Limburg die katholische Kirche und der Klerus eine weniger prominente Rolle bei der Hilfe an die Juden, trotz verschiedener Proteste gegen die Verfolgungen und Deportationen. Dies vermutlich weniger als Resultat eines schlummernden und gemäßigten Antisemitismus in den katholischen Kreisen, als eines Mangels an notwendigen Kontakten außerhalb der Provinz und mit der kleinen jüdischen Gemeinschaft in Limburg selbst. Übrigens kam die Hilfe bereits Mitte der dreißiger Jahre in Gang mit dem heimlich über die Grenze Lotsen von deutschen (aber auch polnischen und österreichischen) Juden. Einige Helfer sahen es als ein einträgliches Nebengeschäft. Sie forderten große Beträge für ihre Vermittlung, während andere sich an humanitären Erwägungen orientierten und die Arbeit umsonst machten. Die meisten Juden, die durch Limburg ins Land kamen, reisten weiter zu den größeren jüdischen Gemeinden in den westlichen Niederlanden und in Antwerpen.
Außer einigen wenigen waren es nicht die selben Helfer aus den dreißiger Jahren, die 1941 und 1942, als in den Niederlanden Verfolgung und Deportation an Fahrt gewannen, den Faden wieder aufnahmen. Die frühesten Initiativen, den in zunehmendem Maße schrecklich geprüften Juden eine helfende Hand zu reichen kamen aus den orthodox protestantischen Gemeinden inner- und außerhalb von Limburg. Sie stellten die Kontakte her, die einer wachsenden Anzahl von Juden ermöglichten, sich in Limburg zu Verstecken oder über diese Provinz nach sichereren Orten zu fliehen. Allmählich wurden immer mehr Katholiken an der Hilfe an die Juden beteiligt. Anfangs geschah dies hauptsächlich individuell, wobei der Schwerpunkt auf limburgische Juden lag, aber später in einem organisierten Kontext, zum Beispiel in Zusammenarbeit mit orthodox protestantischen Gruppen. Im Sommer 1943 erhielt diese Entwicklung einen starken Auftrieb, als die kurz vorher gegründete limburgische Organisation für Hilfe an Untergetauchte Anschluss an die entsprechende nationale Organisation (LO) bekam. Dank den sich daraus ergebenden Kontakten konnten noch viele Dutzende, vielleicht Hunderte, von Juden ein Unterschlupf finden, über die ganze Provinz verteilt.
Sowohl Privatpersonen, kleine Hilfsgruppen als auch die L.O. übernahmen also die Betreuung der Untergetauchten Juden. Außerdem fällt auf, dass die meisten von ihnen Schutz in den Dörfern in der Peel und westlich der Maas im Nord- und Mittel-Limburg, dem östlichen Kohlerevier und in der Region von Maastricht fanden. Die Zahl von Juden von außerhalb der Provinz, die in Limburg untergetaucht waren, kam vermutlich auf über zweitausend. Von den 1660 limburger Juden schaffte es ungefähr 30%, sich der Deportation zu entziehen, indem sie in der Nachbarschaft untertauchten, oder nach Belgien flohen, wo die Verfolgungpolitik weniger rigoros war, oder indem sie auf eine internationale Fluchtroute gingen. Wenn wir die Juden von anderen Teilen des Landes hinzufügen, die versuchten, unbesetztes Gebiet oder Belgien über Limburg zu erreichen, kommen wir bei einer vorsichtigen Schätzung auf eine Gesamtzahl von 2500 bis 3500 Juden, denen in oder via Limburg geholfen wurde. Zwischen 150 und 200 von ihnen - zwischen 4,29% und 8% - fiel später dennoch in deutsche Hände.
Auf keinem anderen Gebiet des organisierten Widerstands war die treibende Kraft und der Beitrag des limburger Klerus so offensichtlich wie bei der Hilfe an Untergetauchte. Dass die katholischen Kirchendiener gerade auf diese und ähnliche Formen des Widerstandes ihren Stempel drückten, war das Ergebnis einer Interaktion zwischen ihrer Rolle und Position in der limburgischen Gesellschaft, der Politik der Besatzer und den Standpunkt der niederländischen Bischöfe. Die heftig ablehnende Haltung des Bischofs hinsichtlich des Nationalsozialismus änderte sich nach Mai 1940 in keiner Weise, im Vergleich mit dem Standpunkt, der in den dreißiger Jahre eingenommen wurde. Jedes Mal, wenn deutsche oder kollaborierende Behörden im Ramen der Nazifizierungspolitik versuchten, die katholisch-gesellschaftlichen Strukturen an zu tasten, erhoben die Bischöfe mit wechselndem Erfolg ihre Stimme. Im Verlauf von 1942 und 1943 bekamen die Proteste des Bischofs, durch den wachsenden deutschen Druck auf die holländische Bevölkerung, einen allgemeineren Charakter. In den ersten fünf Monaten von 1943 erreichten sie ihren Höhepunkt, als die Studenten schwer unter Druck gesetzt wurden, um eine Loyalitätserklärung zu unterschreiben, als sich komplette Alterskategorien für Zwangsarbeit in Deutschland melden mussten und ehemalige Soldaten wurden mit der Aussicht konfrontiert wurden, wieder in Kriegsgefangenschaft gehen zu müssen. Letztere Maßnahme war der unmittelbare Anlass für den Ausbruch des Streiks vom April-Mai, ein Streik der zeigte dass der Widerstand der Niederländer keineswegs gebrochen war. Im Gegenteil, die Bereitschaft sich zu verteidigen erhöhte sich deutlich.
Die oben erwähnten Maßnahmen und der Streik vom April-Mai waren die Anlässe für die Gründung der Limburger Organisation für Hilfe an untergetauchte Personen (LO). Drs. J.L. Moonen, Sekretär des Bischofs von Roermond, vertrat die Ansicht, die katholische Kirche dürfte kein teilnahmsloser Zuschauer bleiben, der sich auf mündliche und schriftliche Proteste beschränkte. Es müssten Taten folgen, so verkündete er im kleinen Kreis. Er stand mit dieser Ansicht nicht allein. Zahlreiche, überwiegend jüngere sozial bewegte Geistliche waren sich von der steigenden geistigen Not unter den jungen Männern bewusst. Wenn man ihren Abtransport nach Deutschland verhindern wollte, dann musste ihnen die Möglichkeit geboten werden, unter zu tauchen. Im Frühjahr und Frühsommer wurden in vielen Orten in Nord- und Mittel-Limburg Versammlungen abgehalten, wo Geistliche und junge Leute fieberhaft überlegten, in welcher Form das geschehen könnte. Sie kamen hauptsächlich aus dem katholischen Gesellschaftleben, besonders aus der Bewegung „Katholieke Actie“ und aus der Vorkriegspartei „Nederlandsche Unie“. Ein zusätzlicher, aber wesentlicher Vorteil war dass, durch die Flüchtlingshilfe, viele von ihnen inzwischen über die so lebenswichtigen Verbindungen und Erfahrung verfügten. Aus diesem Grund konnte innerhalb von fünf Monaten ein neue, umfangreiche Hilfsorganisation aufgebaut werden. Das heißt übrigens nicht, dass es eine solide und auf allen Ebenen ausgearbeitete Organisationsstruktur gab. Die schnelle Errichtung der limburgischen L.O. und die verhältnismäßig breite gesellschaftliche Unterstützung für diese Art der Untergrundtätigkeit bestätigten einmal mehr, dass ein katholisch-humanitär inspirierter Widerstand gut zur Mentalität der limburgischen Bevölkerung passte.
Hunderte von Mitstreitern schlossen sich der limburgischen L.O. an. Viele von ihnen hatten schon lange an verschiedenen Widerstandsaktivitäten teilgenommen oder gehörten zu anderen Organisationen wie dem OD, den KP of dem RVV. Die natürliche Kombination von Tätigkeiten führte besonders in Nord- und in Mittel-Limburg dazu, dass die L.O. praktisch das gesamte Spektrum an katholisch-humanitären Untergrundtätigkeiten enthielt (Hilfe an Kriegsgefangene, alliierte Piloten, Juden, Englandfahrer und Untergetauchte). Außerdem entwickelte die L.O. zahlreiche zusätzliche Tätigkeiten wie: Verteilen von Untergrundzeitungen, sammeln und weiterleiten auf Informationen, repatriieren von Zwangsarbeitern aus Deutschland, fälschen von allerlei Dokumenten, beschaffen von Geldern um Kosten zu decken, sowie Verbindung mit dem Lager in Vught und den zwei Gefängnissen in Maastricht herstellen und aufrecht erhalten. Der Totalcharakter der limburgischen L.O. war eindeutig das, was einige innerhalb der Organisation beunruhigte. Neben einer echten Gefahr der Überbelastung einzelner Mitarbeiter brachte zu viel Wissen bei einer Person Risiken mit sich. Mehr und mehr Stimmen riefen nach einer Aufgabenteilung. Ende 1943 wurden die ersten ernsthaften Versuche gemacht, eine Trennung zwischen den verschiedenen Aufgaben vor zu nehmen, eine schwierige und nur teilweise gelungene Operation. Spezialisierung implizierte ja das zurücktreten aus Netzwerken, in denen Verbindungen und Erfahrung unersetzlich waren.
Die limburgische L.O. war für ungefähr vierzehntausend Untergetauchte verantwortlich, verteilt über elf Bezirke, von denen einige teilweise oder ganz in den Provinzen Nord-Brabant und Gelderland lagen. Für eine lange Zeit gab es keine Katastrophen, aber im Juni 1944 erlitt die Organisation einen herben Schlag, als fast alle führenden Mitglieder in Weert vom Sicherheitsdienst ausgehoben wurden. Einen Monat später traf einen Großteil der Bezirksführung in Gulpen das gleiche Schicksal. Auch anderswo fielen Mitglieder als Folge von Infiltration, Verrat, Nachlässigkeit oder durch bloßen Zufall aus, aber die freien Plätze wurden bald wieder ausgefüllt. Nach der Befreiung von Süd-Limburg und dem äußersten Westen von Mittel-Limburg im September 1944 stockte die Front im Herbst. Kriegsgewalt, deutscher Terror, Entbehrung, totale Isolierung und schließlich gezwungene Evakuierung bestimmten seitdem das Leben. Die LO-Leute im noch besetzten Teil östlich der Maas in Nord- und Mittel-Limburg hatten keine andere Wahl als die Widerstandsarbeit einzuschränken und in befreites Gebiet gehen, mit der übrigen Bevölkerung zu evakuieren oder auf die Befreiung, Anfang März 1945, zu warten.
Die ziemlich isolierte Entwicklung des katholisch-humanitären Widerstands hatte einen Nachteil, mit dem vorher niemand gerechnet hatte. Indem man systematisch den Wert einer Kommunikationslinie mit den Regierungsorganisationen in London ignorierte und es so unterließ, die Regierung über die Natur und Größe des organisierten Widerstand zu informieren, fügte man der eigenen Sache unabsichtlich Schaden zu. Unkenntnis dessen, was in den südlichen Provinzen passierte, führten nämlich dazu, dass Englandfahrer, deren Wissen und Meinung viel Wert beigemessen wurde, die Antwort auf die Frage, was in Sachen Widerstand passierte, schuldig blieben. Die Konsequenzen sind unschwer zu erraten. In London konnte man sich kein Bild machen über den Beitrag des katholische Bevölkerungsteils an den Widerstand. Mehr noch, es entstand ein verzerrtes Bild, weil einige der Englandfahrer, unabhängig von der Frage, ob sie dies absichtlich taten oder nicht, erklärten, nichts vom Widerstand im katholischen Süden zu wissen oder je darüber gehört zu haben. So wurde der Weg für den hartnäckigen Mythus geebnet, die niederländischen Katholiken hätten versagt, als darauf ankam, sich den Deutschen zu widersetzen. Erst im Frühjahr 1944, als die L.O. sich offenbarte, kam zum ersten Mal der Beitrag der Katholiken an den Widerstand ans Licht, zu spät allerdings, um den Mythos zu widerlegen.
Bis spät 1943 gab es in Limburg praktisch keine Tätigkeit von Kommandogruppen (Knokploegen = KPs). Das kann mit drei Gründen erklärt werden. Die limburgische L.O. hatte so viele Kontakte mit Beamten in den Rathäusern und Rationierungsbüros, dass Überfälle um Lebensmittelkupons, Personalausweise und andere Dokumente zu bekommen, keine höchste Priorität bekamen. Viele Untertaucher waren in ländlichen Gebieten untergebracht, wo es im Allgemeinen ausreichend Nahrung gab, die außerhalb des Kuponsystems blieb. Zweitens funktionierte der katholisch-humanitäre Widerstand am Besten unter ruhigen Bedingungen. Offensive oder agressive Untergrundtätigkeiten wie Überfälle, Liquidierungen und Sabotage hätten nur Aufmerksamkeit erregt, wo Aufmerksamkeit unerwünscht war. In dieser Hinsicht bestanden sowohl Klerus als auch Laien auf Zurückhaltung und Selbstdisziplin. Gewaltloser Widerstand konnte mit der Sympathie der Bevölkerung rechnen; er entsprach mehr der limburgischen Mentalität. Drittens, wir stellten es schon früher fest, kombinierten viele KP-er mehrere Widerstandsaktivitäten. Das geschah auf eigene Initiative oder auf Ersuchen von anderen, aber fast immer selbständig.
Zunächst hatte Limburg vier KPs, die spontan in Roermond, Helden, Sittard und Heerlen entstanden waren. Von denen waren die drei letzteren die wichtigsten. Zusammen genommen hatten sie einige Dutzend Mitglieder. Ihr selbstherrliches und zusammenhangloses Vorgehen erregte in zunehmendem Maße Kritik, unter anderem vom Sekretär des Bischofs von Roermond, J.L. Moonen. Um nationale Entwicklungen nachzuvollziehen wurde Anfang 1944 zum ersten Mal versucht, die KPs fester aan die L.O. anzubinden, die Aktivitäten besser miteinander abzustimmen und die Führung zu professionalisieren. Das beinhaltete aber, dass sie einen Teil ihrer Unabhängigkeit abtreten mussten. Bald zeigte sich, dass das mit dem Geist der KPs inkompatibel war und auf Schwierigkeiten stieß. Die Kommandogruppe Sittard blieb den Umstrukturierungskonferenzen sogar fern und die Kommandogruppe von Roermond verschob sein Tätigkeitsfeld nach Nord-Holland. Zwischen den Gruppen von Helden und Heerlen kam nur geringfügiger Kontakt zustande. Nach der Festnahme des heldener KP-Chefs im April 1944 ging er wieder verloren. Erst nach der Verhaftung der gesamten Provinzleitung der limburgischen L.O. im Juni 1944 in Weert, setzte der Reorganisationprozess sich durch. Eine koordinierende Kommandogruppe wurde für Nord-Limburg und eine andere für Süd-Limburg gegründet, unter dem Kommando eines gemeinsamen Provinzkommandeurs.
Für den Organisationsgrad blieb die Restrukturierung übrigens ohne Bedeutung, er war und blieb niedrig. Zusammenarbeit und Koordinierung blieben Fremdwörter, auch intern. Auf Befehl der nationalen Kommandoführung wurden die zwei limburgischen KPs im Sommer in Sabotagegruppen umgewandelt mit dem Ziel, den alliierten Fortschritt zu stützen, indem man (Bahn-) Sabotage verübte. Gestützt durch Zivilisten und Mitglieder des Rates des Widerstands (R.V.V.) schafften sie es in den ersten Wochen von September 1944, das deutsche Transportsystem ein wenig durcheinander zu bringen. Bald darauf folgte die Befreiung des Südens der Provinz. Wegen Waffenmangel begann die KP von Nord-Limburg im September, deutsche Soldaten zu überfallen und zu entwaffnen. Das Kommando zog sich daraufhin mit ihren Kriegsgefangenen in den Wald in der Gegend von Baarlo und Helden zurück. Sie waren eine gemischte Gesellschaft: außer Mitgliedern der KP von Nord-Limburg bestand die Gruppe aus Freiwilligen, Mitgliedern der Miliz („Ordedienst“ oder „OD“, verantwortlich für die Aufrechterhaltung der öffentlicher Ordnung, siehe weiter unten) und aus Mitgliedern der KPs von Schijndel und dem Land zwischen Maas und Waal, die sich im September den Limburgern angeschlossen hatten. Nachdem der alliierte Fortschritt ins Stocken geraten war, bekam die Gruppe bald Schwierigkeiten, aber es gelang ihnen, diese erfolgreich zu lösen. An November kamen die 19. 1944 britischen Truppen zu dem Lager im Holz. Sofort nach dem Befreiungkommando, dem wünschte, wurden in die eben gebildeten Sturmtruppen, eine Abteilung der inländischen Kräfte in den Niederlanden zugelassen. Am 19. November 1944 erreichten britische Soldaten das Lager in den Wäldern.
Sofort nach der Befreiung wurden die KP-er, die das wünschten, in die gerade gegegründeten Stoottroepen („Stoßtruppen“) integriert, ein Regiment der niederländschen „Binnenlandsche Strijdkrachten“. Der Übergang von der Untergrundtätigkeit zu einem disziplinierten militärischen Verband war schwierig, aber die Tatsache bleibt, dass sich die limburgischen Stoottroepen positiv unterschieden, indem sie den Amerikanern im Süden der Provinz oder direkt hinter der Front unterstützten. Im März 1945 sie überquerten sie den Rhein mit dem amerikanischen 9. Batallion, um den Kampf auf deutschem Gebiet fortzusetzen. Gegen Ende des Frühlings 1945 kehrten die meisten von ihnen nach Hause zurück.
Von insgesamt ungefähr tausend drei hundert Untergrundzeitungen, die während der Besatzungsjahre erschienen, waren nur dreißig bis vierzig limburgischen Ursprungs. Die meisten limburgischen Untergrundzeitungen - ihre Gesamtauflage überstieg nicht die Anzahl von 20.000 Exemplaren - erschienen in den ersten Besatzungsjahren und im Endstadium. Typisch für die ersten Untergrundzeitungen waren der heftige Anti-Nazi-Ton, die Betonung der eigenen nationalen Identität und Aufrufe an die Bevölkerung, sich wehrhafter zu verhalten. Im letzten Halbjahr der Besatzung erforderten der alliierte Fortschritt, die schnelle Folge der Ereignisse und die näher rückende Front up-to-the-minute Berichte. An anderen Themen waren sie weniger interessiert. Sie verschwanden (vorübergehend) in den Hintergrund.
Wie der katholisch-humanitäre Widerstand, der auf Einheit und Harmonie basierte, war die Untergrundpresse in Limburg, im Vergleich zum ganzen Land, ihrem Wesen nach unpolitisch. Der Grund, warum trotzdem nur wenige regionale oder lokale Zeitungen veröffentlicht wurden, kann vermutlich mit der stürmischen Entwicklung der nationalen Widerstandspresse in 1942 und 1943 erklärt werden. Mehr und mehr Zeitungen erreichten Limburg und der Inhalt wurde zustimmend und begierig aufgenommen. Die Untergrundzeitung war ein knappes und geschätztes Produkt; ihr weltanschaulicher Hintergrund tat offenbar nicht wirklich zur Sache. Trotzdem hatten einige Vertreter des Widerstandes Angst vor einer politischen Beeinflussung der Leserschaft, die aus ihrer Optik zu einer unerwünschten Spaltung in der limburgischen Gesellschaft führen könnte. Die Praxis hat gezeigt, dass diese Ängste unbegründet waren. Krieg und Besatzung ergaben keine auffällige Verschiebung in der politischen Landschaft; jedenfalls war davon in Limburg nichts zu merken. Die Brückenbauer, die fanden, dass die illegalen Zeitungen geradezu alles tun mussten, um die philosophischen und politisch-ideologischen Unterschiede wegzunehmen, übersahen die primäre Funktion der Widerstandspresse. Die bestand aus dem Kampf gegen den Feind und der Förderung der Wehrhaftigkeit.
Die limburgische Miliz („Ordedienst“, OD) war ein Abbild der nationalen Miliz, was kurz gesagt bedeutet, dass die Organisation sich darauf vorbereitete, während und besonders nach dem Rückzug der Besatzungsarmee öffentlichen Frieden und Ordnung aufrecht zu erhalten. An diese sich selbst auferlegte Aufgabe wurde immer festgehalten, auch als sich zeigte, dass die niederländische Regierung in London eine so wichtige Polizeiaufgabe nicht in die Hände einer einzigen Organisation legen wollte. Allen Vorbereitungen zum trotz bekam der militärisch ausgerichtete OD in der Befreiungszeit nur eine bescheidene Rolle zugeteilt. Das führte bei vielen Mitarbeitern zu einer herben Enttäuschung. Weil die Befreiung von Limburg bereits im September 1944 begann, blieb keine Zeit, den OD vor einem unrühmlichen Untergang zu behüten. Im Bezirk Maastricht, der als erste befreit wurde, endeten die Aktivitäten der Organisation in einem Fiasko. Mehrere konkurrierende Gruppen, die alle von sich behaupteten, die einzigen Repräsentanten der nationalen Organisation zu sein, stellten jeweils die Befugnis der anderen in Frage. Währenddessen war die Aufrechterhaltung des öffentlichen Friedens tatsächlich der von der niederländischen Regierung gegründete Militärbehörde übertragen worden. In den Monaten nach der Befreiung fanden viele Milizionäre des OD einen Platz in den Wachmannschaften der „Binnenlandsche Strijdkrachten“, die, wegen ihrer weniger romantischen Aufgaben und ihrer kargen Ausrüstung als Stiefbruder der Stoottroepen betrachtet wurden. (Diese wurden von den Amerikanern ausgerüstet.) Darüber hinaus wurde dem OD während und nach der Besetzung wiederholt der Passivität vorgeworfen. Diese Kritik war nicht gerechtfertigt. Viele OD-Leute haben sich außerhalb des OD-Rahmens aktiv am Widerstand beteiligt, während die Organisation ihrem selbstgesteckten Ziel stets treu geblieben ist und man ihr daher kaum etwas vorwerfen kann.
Nationale Untergrundbewegungen, deren Ziele nicht mit der (unpolitischen) Art und den Methoden des katholisch-humanitären Widerstands überein stimmten, waren vorbestimmt, in der Provinz Limburg nur eine begrenzte Rolle zu spielen. Das Gleiche galt für Organisationen, die es unterließen, Kontakt mit vorhandenen Gruppen oder Netzwerken aufzunehmen. Sowohl der RVV (Rat des Widerstandes), die Kommunisten als auch einige der Nachrichtendienste stießen auf dieses Problem. Der RVV, eine Anfang 1944 in Süd-Limburg importierte nationale Organisationmet einer strammen, zentralen Führung und einer offensiven, agressiven Ausrichtung, passte zwar kaum zum katholisch-humanitären Widerstand, aber schaffte es dennoch, eine verhältnismäßig große Anzahl von OD-Leuten anzuziehen, die mehr tun wollten, als einfach auf die Befreiung zu warten. Die Zusammenarbeit mit der KP von Heerlen/Süd-Limburg verlief nicht sehr glatt, obwohl einige Unternehmungen gemeinsam geplant und durchgeführt wurden. Der RVV wurde wiederholt kritisiert. So wurde der Organisation vorgeworfen, dass sie tollkühn vorging und dass sie von den Alliierten gedropte Sabotageausrüstung unbenutzt ließ. Es wurden in der Tat (Einschätzungs-) Fehler gemacht, aber die Kritik, dass die RVV-er Widerständler der letzten Stunde waren und dass die Organisation unter kommunistischem Einfluss stand, war zumindest für Limburg unbegründet. Viele RVV-er hatten zu einem früheren Zeitpunkt anderen Widerstandsnetzwerken angehört und vom angeblichen kommunistischen Einfluss war nie die Rede.
Schon vor dem Krieg befanden sich die limburgische Kommunisten in einer Position der sozialen Isolation, aber während der Besatzungsjahre schienen sie ein wenig populärer zu sein. Die Kommunisten, die in der Untergrundorganisation der CPN aktiv waren, strebten Zusammenarbeit mit jeder Untergrundgruppe an, die gewillt war, das Gleiche zu tun. Abgesehen von der Tatsache, dass diese Zusammenarbeit kaum in Gang kam, nahmen die limburgischen Kommunisten damit eine von der nationalen Parteilinie abweichende Haltung ein, oder vielmehr, sie nahmen sie vorweg. Das hing mit dem Einfluss von deutschen Parteigängern zusammen, die in den dreißiger Jahren nach Limburg ausgewandert waren, und weil immer wieder Kader ausfielen, die von der nationalen Führung geschickt wurden. Neben der Verübung von Sabotage und Hilfe an Untergetauchte fokussierte sich der politisch-ideologisch inspirierte Untergrundkampf hauptsächlich auf die Herstellung und Verbreitung illegaler Zeitungen und Flugblätter. Besonders im Bergbaurevier, wo sie zahlenmäßig am stärksten vertreten waren, gewannen die Kommunisten viel Prestige durch ihren zähen, hartnäckigen Widerstand, durch den hohen Blutzoll, den sie leisteten, und durch ihr Plädoyer für eine künftige Einheitsgewerkschaft. Zu einer endgültigen Überwindung des Isolement kam es aber nicht. Weder die regionale, noch die nationale, noch die weltpolitische Entwicklung der Nachkriegszeit erlaubten dies.
Unterstützung durch und Kontakt mit bestehenden Untergrundnetzwerken oder -Gruppen waren für die Nachrichtendienste unentbehrlich. Organisationen, die dieser Tatsache nicht oder ungenügend Rechnung trugen, wie der Geheimdienst Niederlande und die „Pietab-OXO“ Gruppe, spielten eine unbedeutende Rolle, während zum Beispiel die Gruppe Albrecht, die in Nord- und Mittel-Limburg mit dem regionalen Widerstand zusammen arbeitete, bemerkenswert effektiv funktionierte. Gute Resultate wurden auch von Nachrichtendiensten erzielt, die aus bestehenden Untergrundorganisationen hervor gegangen waren. Sowohl die Nachrichtendienste der OD-Miliz als der der limburgischen L.O. lieferten dem Widerstand und den Alliierten wertvolle Informationen.
Wie sollten der Widerstand in Limburg und sein katholisch-humanitärer Hauptbestandteil aus nationaler Perspektive heraus betrachtet werden? Ungeachtet der größtenteils unabhängigen Entwicklung, die sich in Limburg zeigte, waren viele Hilfsorganisationen im Lande für die Weiterleitung ihrer Flüchtlinge von den Netzwerken in Limburg abhängig, von Netzwerken mit einem internationalen Charakter, die von dieser Provinz aus aufgebaut worden waren oder mit anderen in Belgien, Frankreich und sogar Deutschland verbunden waren und die sich bis in die Schweiz oder Spanien erstreckten. Auch einzelne Flüchtlinge, Englandfahrer, die verschiedenen Nachrichtendienste und andere nationale Untergrundorganisationen machten von ihnen Gebrauch. Die Provinz diente nicht nur als Transitgebiet für Flüchtlinge, Flüchtlingen konnte auch hier geholfen werden. Limburg bot Platz und einige Hilfsorganisationen nahmen diesen zunehmend oft in Anspruch. Religion war dabei kein entscheidender Faktor. Die Bedeutung und der Einfluss von Limburg auf nationaler Ebene waren, anders gesagt, besonders dort offensichtlich, wo die Entwicklung in dieser Provinz am weitesten fortgeschritten war, wie etwa beim gewaltlosen humanitären Widerstand und entsprechenden Methoden und Verbindungen.
Darin lag die tatsächliche Kraft und der besondere Wert des limburger Widerstandes.
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Summary | Englisch. Die deutsche Übersetzung finden Sie weiter oben |
Kapittel 0 | Titelseiten und Inhaltsangabe, 190 KB |
Hoofdstuk 1 | Opkomst en bestrijding van fascistische en nationaal-socialistische stromingen in de jaren dertig, 190 KB |
Hoofdstuk 2 | De eerste militair-civiele verzetsformaties, 177 KB |
Hoofdstuk 3 | Hulpverlening aan uit Duitsland ontvluchte (Franstalige) krijgsgevangenen, 353 KB |
Hoofdstuk 4 | Hulpverlening aan geallieerde piloten en hun bemanningsleden, 479 KB |
Hoofdstuk 5 | Hulpverlening aan joden, 339 KB |
Hoofdstuk 6a | De Landelijke Organisatie voor hulp aan onderduikers, deel 1, 442 KB |
Hoofdstuk 6b | De Landelijke Organisatie voor hulp aan onderduikers, deel 2, 1 MB |
Hoofdstuk 7 | De knokploegen en de geschiedenis van de stoottroepen tot de zomer van 1945, 519 KB |
Hoofdstuk 8 | De Ordedienst, 953 KB |
Hoofdstuk 9 | De Raad van Verzet in het Koninkrijk der Nederlanden, 135 KB |
Hoofdstuk 10 | De C.P.N. en de illegaliteit, 465 KB |
Hoofdstuk 11 | Illegale pers, 583 KB |
Hoofdstuk 12 | Inlichtingen, 332 KB |